Viele ältere oder erkrankte Menschen möchten gerne zu Hause wohnen bleiben und sich so ein Stück Selbständigkeit bewahren. Doch wer hilft, wenn Senioren in den eigenen vier Wänden stürzen? Für solche und ähnliche Notfälle kann ein Hausnotruf installiert werden. Ein Knopfdruck genügt, und der Notdienst hilft. Das ist zumindest die Theorie. Wie gut das in der Praxis funktioniert, hat Stiftung Warentest geprüft und neun Hausnotrufdienste im Test gegenübergestellt. Das Ergebnis ist ernüchternd: Kein Hausnotruf im Vergleich kann uneingeschränkt überzeugen. Sieben Hausnotrufdienste im Test erhalten die Note „Befriedigend“ , einer ist „ausreichend“, einer nur „mangelhaft“. Den Testern fallen vor allem deutliche bis sehr deutliche Vertragsmängel negativ auf. Häufig fehlen Infos zum Widerruf, einige Anbieter versuchen, die Haftung durch unzulässige Klauseln auszuschließen. Welcher Hausnotruf ist nun der beste? Als Testsieger geht der ASB-Hausnotruf hervor, der in den simulierten Testszenarien gut reagiert.
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Bester Hausnotrufdienst im Test: der ASB-Hausnotruf
Der Arbeiter-Samariter-Bund bietet seinen Hausnotruf bundesweit an. Für Selbstzahler kostet die Grundleistung 25,50 Euro im Monat, die einmaligen Anschlusskosten liegen zwischen 20 und 60 Euro. Die fachliche Beratung fällt gut aus, Stiftung Warentest kritisiert jedoch deutliche Mängel in den Verträgen und den AGB. Trotz dieser Mängel wird der ASB-Hausnotruf mit der Note „Befriedigend“ Testsieger.
Der Hausnotruf vom Deutschen Roten Kreuz überzeugt im Test mit einer guten Bearbeitung der Notrufe und schneidet auch in den Kategorien Kundenservice, fachliche Beratung und Inbetriebnahme des Notrufgeräts mit der Note „Gut“ ab. Weiterhin positiv: Es fallen keine Anschlusskosten an. Die monatlichen Kosten für Selbstzahler liegen bei 25,50 Euro. Verträge und AGB weisen jedoch deutliche Mängel auf. Daher gibt es die Gesamtnote „Befriedigend“.
Auch der Malteser-Hausnotruf reagiert schnell und gut
Der Malteser Hilfsdienst wird ebenfalls bundesweit angeboten. Die monatlichen Kosten betragen je nach Tarif zwischen 25,50 und 59,40 Euro. Der Hilfsdienst reagiert schnell und gut, der Kundenservice könnte besser sein. Abermals fallen den Testern deutliche Mängel in den Verträgen und AGB auf. Das Gesamturteil lautet „Befriedigend“.
Vier weitere Hausnotrufdienste im Test erhalten das Urteil „Befriedigend“:
- der bundesweit tätige Vitakt-Hausnotruf,
- die Volkssolidarität,
- der Johanniter-Hausnotruf und
- der Libify Hausnotruf.
Beim Sonotel Hausnotruf verursachte die Inbetriebnahme Probleme und funktionierte erst nach mehreren Telefonaten mit der Hotline. Der Hilfsdienst könnte besser reagieren, insgesamt gibt es die Note „Ausreichend“. Der Zembro Hausnotruf verschickt englischsprachige AGB und bestätigt mit der Bestellbestätigung bereits den Vertragsabschluss. Der Hausnotruf konnte im simulierten Testfall zudem nicht helfen. Für Stiftung Warentest ist dies nicht akzeptabel, die Tester vergeben das Urteil „Mangelhaft“.
Wichtige Infos rund um das Thema Hausnotrufdienst
Was ist ein Hausnotruf?
Ein Hausnotruf ist ein elektronisches Meldesystem. Pflegebedürftige, Senioren und allein lebende Personen können über den Hausnotruf im Bedarfsfall eine Notrufzentrale alarmieren. Die Mitarbeiter der Notrufzentrale wiederum organisieren Hilfe. Wichtig zu wissen: Ein Hausnotrufdienst ist kein Rettungsdienst. Die Mitarbeiter der Notrufzentrale wägen ab, wer im jeweiligen Fall am besten helfen kann, und verständigen Angehörige, Nachbarn, den eigenen Bereitschaftsdienst und bei ernsthaften Notfällen auch den Rettungsdienst.
Wie funktioniert ein Hausnotruf?
Ein Hausnotrufsystem besteht aus einer Basisstation und einem kleinen Funksender, über das die Betroffenen Kontakt zur Notrufzentrale aufnehmen können. Für die Installation müssen lediglich ein Telefonanschluss und eine Steckdose vorhanden sein. Den Notrufknopf sollten Sie dabei immer am Körper tragen. Es gibt verschiedene Varianten, etwa Armbänder oder Halsketten. Sobald Sie den Knopf betätigen, wird eine Sprechverbindung zu einer rund um die Uhr besetzten Notrufzentrale aufgebaut. Installation und Einweisung übernimmt in der Regel ein Techniker des jeweiligen Hausnotdienstes.
Der jeweilige Hausnotdienst hat Zugriff auf zuvor gespeicherte Daten wie Krankengeschichte, Details zur Medikamenteneinnahme und weitere Informationen, die im Notfall wichtig sein können. Im Falle eines Notrufs werden diese Informationen automatisch abgerufen. Stehen Sie mit der Notrufzentrale in Kontakt, besprechen die Mitarbeiter mit Ihnen, wer kontaktiert werden und Ihnen zur Hilfe kommen soll.
Welche Systeme gibt es?
Das Grundsystem besteht aus der Basisstation und dem Funksender mit integriertem Notfallknopf. Lebt keine Bezugsperson in der Nähe, die im Notfall vorbeischauen kann, ist es sinnvoll, den Haustürschlüssel bei der Notrufzentrale zu hinterlegen. Einige Dienste bieten auch einen Schlüsselsafe an, der im eigenen Haus eingerichtet wird. So haben Helfer Zugang zur Wohnung, falls Sie die Tür nicht mehr selbst öffnen können.
Zusätzlich zum fest installiertem System gibt es noch mobile Varianten wie ein Notrufhandy. Das kann ein spezielles Telefon sein oder aber ein normales Handy mit einer Notfall-App. Wer unterwegs Hilfe braucht, betätigt eine Notruftaste oder die App. Über GPS wird der Standort ermittelt und eine zuvor gespeicherte Notfallnummer alarmiert.
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Was kostet ein Hausnotruf?
Die Kosten für den Hausnotruf unterscheiden sich je nach Anbieter und Region. Die einmalige Anschlussgebühr liegt zwischen 10,00 und 50,00 Euro. Einige gemeinnützige Verbände verzichten auf eine Anschlussgebühr. Die monatlichen Kosten für Selbstzahler liegen im Basistarif zwischen 23,00 und 39,00 Euro. Zusätzliche Kosten entstehen für die Schlüsselverwahrung, einen Schlüsselsafe sowie für ein Hausnotrufgerät mit Mobilfunkverbindung.
Wer beteiligt sich an den Kosten?
Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für den Hausnotrufdienst nicht. Wer im Rahmen der Pflegeversicherung als pflegebedürftig anerkannt ist, kann die Kostenübernahme bei der Pflegekasse beantragen. Das Hautnotrufsystem gilt als technisches Pflegehilfsmittel, bei Bewilligung werden monatliche Mietkosten von 23,00 Euro übernommen. Voraussetzung dafür ist, dass die Nutzer allein leben und ein gewöhnliches Telefon nicht für den Notruf nutzen können. Zudem muss jederzeit eine lebensbedrohliche Zustandsverschlechterung eintreten können.
Gut 75 Prozent aller Nutzer tragen die Kosten für ihr Hausnotrufsystem selbst. Personen mit geringem Einkommen können Hilfestellung beim Sozialamt beantragen.
Welche Anbieter gibt es?
Ein Hausnotrufservice steht in etwa 350 deutschen Städten zur Verfügung, rund 180 Zentralen gibt es in Deutschland. Zu den Anbietern gehören gemeinnützige Verbände und Organisationen für soziale Dienstleistungen. Die bekanntesten Services sind der Hausnotruf der Diakonie, der DRK-Hausnotruf, der Malteser-Hausnotruf, der Hausnotruf der Caritas, der Johanniter-Hausnotruf, der Hausnotruf der Arbeiterwohlfahrt, die Volkssolidarität und der ASB-Hausnotruf – Testsieger der Hausnotrufdienste im Vergleich von Stiftung Warentest. Die technischen Systeme der gemeinnützigen Vereine stammen von anderen Unternehmen.
Hinzu kommen private Dienstleister aus dem technischen Bereich. Stiftung Warentest hat vier solcher Notrufsysteme im Testberücksichtigt, den Vitakt-Hausnotruf, Libify, Sonotel und Zembro. Ähnliche Dienstleistungen gibt es vom Tunstall Hausnotruf und vom Neat Hausnotruf.
Welches Notrufsystem passt zu mir?
Für viele allein lebende Personen reicht das Basispaket eines Hausnotrufdienstes mit einem einfachen Funksender aus. Je nach Art und Ausmaß der gesundheitlichen Einschränkung können zusätzliche Geräte sinnvoll sein, beispielsweise ein Hausnotrufgerät mit Mobilfunkverbindung für unterwegs. Einige Dienstleister bieten auch Funkbewegungsmelder und Rauchmelder für mehr Sicherheit und Komfort an.
Überlegen Sie, welche Geräte für Sie notwendig und sinnvoll sind. Bedenken Sie auch, wen Sie als Vertrauensperson angeben und wo Sie einen Schlüssel für den Notfall hinterlegen. Achten Sie bei der Auswahl des Anbieters auf eine gründliche Beratung und lesen Sie sich den Vertrag mitsamt der Allgemeinen Geschäftsbedingungen durch. Beachten Sie vor allem eventuelle Haftungsausschlüsse und Angaben zum Kündigungs- und Widerrufsrecht. Klären Sie außerdem ab, wer die Kosten trägt, falls der Hausnotruf versehentlich ausgelöst wird.
Wer haftet nun, falls im Notfall nicht richtig gehandelt wird und der Nutzer des Hausnotrufs gesundheitliche Schäden davonträgt? Seit einem Urteil des Bundesgerichtshofs vom 11. Mai 2017 (Akz. III ZR 92/16) liegt die Beweislast beim Anbieter des Hausnotrufs. Er muss nachweisen, dass seine Pflichtverletzung nicht die Ursache eines gesundheitlichen Schadens war. Kann er der Beweislast nicht nachkommen, ist er zur Zahlung von Schadenersatz und Schmerzensgeld verpflichtet. Der Nutzer kann nur bei schuldhaftem Verhalten haftbar gemacht werden.
Fazit: Kein Hausnotruf im Test kann vollkommen überzeugen. Uneingeschränkt empfehlen kann Stiftung Warentest keinen der neun Hausnotrufdienste im Test (Heft 8/2018). Aufgrund deutlicher Vertragsmängel erhält selbst der Testsieger vom Arbeiter-Samariter-Bund nur die Note „Befriedigend“. Es folgen der DRK-Notruf, der Malteser Hilfsdienst und der Johanniter-Hausnotruf.
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2 Antworten
wenn ich das richtig sehe, ist dies das Ergebnis der Stiftung Warentest aus Heft 8/1918. Es ist doch anzunehmen, dass die Anbieter, zumindest bei Unzulänglichkeiten in den Formalitäten, inzwischen nachgebessert haben. Wo ist eine aktuelle Bewertung zu finden?
Liebe Frau Landvogt,
das ist richtig! Sobald es einen neuen Test der Stiftung Warentest gibt, wird dieser hier aktualisiert.
Schöne Grüße,
Saskia